Digitalisierung im Handwerk – wie die Cloud den digitalen Weg bereitet

Kosten senken, Transparenz erhöhen, manuelle Abläufe automatisieren – klingt vielversprechend. Für mehr als die Hälfte der deutschen Handwerksbetriebe aber stellt die Digitalisierung eine enorme Herausforderung dar. Obwohl sich jedes zweite Unternehmen (71%) heute noch als Nachzügler bei der digitalen Transformation sieht, begreifen 69% der Betriebe diese aber auch als Chance, die Effizienz, Produktivität und Flexibilität der eigenen Prozesse nachhaltig zu verbessern. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Befragung des Bitkom e.V. und des Zentralverbandes des deutschen Handwerks (ZDH) unter 504 Handwerksbetrieben. Wie Handwerksunternehmen die Digitalisierung voranbringen und warum Betriebe dies eher heute als morgen tun sollten, erläutern Frank Michel, Head of Technical Service des Spezialisten für Handwerkersoftware pds GmbH und Stephan Teinert, Head of Cloud Sales beim Infrastruktur-Dienstleister Wortmann AG.  

Laut der aktuellen Studie des Zentralverbandes des deutschen Handwerks stellt die Digitalisierung für 56% der Handwerksbetriebe eine große Herausforderung dar. Schrecken die Investitionskosten Betriebe von dem digitalen Wandel ab und welche Vorteile bieten hier Cloud-Lösungen?

„Insbesondere dann, wenn die Erneuerung der IT-Infrastruktur ansteht, stellen Cloud-Angebote in puncto Kosten und Verwaltungs-aufwand eine vielfach attraktivere Alternative für Handwerksbetriebe dar“, so Head of Tech-nical Service der pds GmbH Frank Michel.

„Insbesondere dann, wenn die Erneuerung der IT-Infrastruktur ansteht, stellen Cloud-Angebote in puncto Kosten und Verwaltungs-aufwand eine vielfach attraktivere Alternative für Handwerksbetriebe dar“, so Head of Tech-nical Service der pds GmbH Frank Michel.

Frank Michel: Cloud-Lösungen bieten fixe monatliche IT-Kosten pro Benutzer. Darin sind bereits alle Leistungen für den Serverbetrieb wie die Strom- und Internetversorgung, Betriebssystemlizenzen und Wartung enthalten – inklusive gemeinsam genutzter Infrastrukturen, beispielsweise hochverfügbare Festplattensysteme und redundant ausgelegte Internetzugänge, die in einer lokalen Umgebung nur mit hohem Aufwand und Kosten zu realisieren sind. Insbesondere dann, wenn die Erneuerung der IT-Infrastruktur ansteht, stellen Cloud-Angebote in puncto Kosten und Verwaltungsaufwand eine vielfach attraktivere Alternative für Handwerksbetriebe dar.

77% der befragten Unternehmen scheuen den Weg in die Cloud aufgrund von Sicherheits- und Datenschutz-Bedenken. Wie begegnen Sie dem?

Stephan Teinert: Tatsächlich erfüllen die „Cloud“ bzw. unsere Rechenzentren, wo die Lösungen und Daten gehostet werden, in aller Regel deutlich höhere Sicherheits-Standards, als es in den meisten Betrieben möglich und vor allem wirtschaftlich ist. So erfolgt der Zugang zu den Servern in der pds Cloud über eine eigene, dedizierte Firewall-Appliance, die beispielsweise für die Verschlüsselung der Verbindung sorgt. Je nach individuellem Sicherheitsbedürfnis können verschiedene Sicherheits-Optionen bis hin zur Einrichtung eines sogenannten Virtual Private Networks („VPN“) gewählt werden. Die Einhaltung der Datenschutzbestimmungen ist über Verträge zur Auftragsdatenverarbeitung und Auditing der technischen und organisatorischen Maßnahmen durch externe Datenschutzbeauftragte gewährleistet. Alle diese Maßnahmen bedürfen dabei der ständigen Erneuerung bzw. Weiterentwicklung: Denn was heute noch als sicher gilt, muss es morgen nicht mehr sein. Hier sind Cloud-Lösungen durch die zentrale Verwaltung deutlich im Vorteil gegenüber lokal verstreuten Systemen – nicht nur im Hinblick auf die eigenen IT-Kosten.

Seit wann betreiben Sie Lösungen ebenfalls in der Cloud und wieviele Kunden nehmen diesen Service bislang in Anspruch?

Frank Michel: pds hat bereits 2013 begonnen – in der Entwicklungshistorie der Cloud also in einem sehr frühen Stadium – sich mit der Bereitstellung ihrer Anwendungslandschaft in der Cloud auseinanderzusetzen. Eine Zeit, in der die Rechenzentrumsdienstleister ausgereifte Lösungen überwiegend nur für Standardanwendungen wie Web- oder Mailserver angeboten haben. Mit der Wortmann AG als Betreiber der terra Cloud haben wir einen starken Partner gefunden, der die individuellen Anforderungen einer ERP-Anwendung berücksichtigt und in allen Bereichen von der Skalierung der Server bis zu umfassenden Backup-Konzepten praxisgerechte und bezahlbare Lösungen für das mittelständische Handwerk anbietet. Heute betreiben wir bereits für rund 320 Kunden den Server in der Cloud, Tendenz deutlich steigend.

„Cloud-Lösungen lassen sich schnell und kostengünstig an neue Anforderungen anpassen“, so Stephan Teinert, Head of Cloud Sales beim Infrastruktur-Dienstleister Wortmann AG.

„Cloud-Lösungen lassen sich schnell und kostengünstig an neue Anforderungen anpassen“, so Stephan Teinert, Head of Cloud Sales beim Infrastruktur-Dienstleister Wortmann AG.

Laut dem Bitkom haben rund 55% aller deutschen Mittelständler keine zentrale Digitalisierungsstrategie und riskieren damit, den Anschluss an die Marktentwicklung zu verpassen. Was raten Sie diesen Unternehmen, wie man an das Thema herangehen soll?

Stephan Teinert: Durch viele Gespräche mit unseren Partnern hat sich herauskristallisiert, dass eine solche Digitalisierungsstrategie nur dann erfolgreich und nachhaltig greift, wenn das gesamte Unternehmen die Entscheidung mitträgt. Eine Adhoc-Umsetzung ist zwar gerade bei Cloud-Projekten einfach realisierbar, ist aber ohne das Commitment der Geschäftsführung und der beteiligten Mitarbeiter nicht unbedingt empfehlenswert. Wichtig ist zunächst, sich auf die individuelle Zielstellung der Digitalisierungsstrategie zu fokussieren und die eigenen Prozesse kritisch zu bewerten. Im zweiten Schritt wird schließlich auf dieser Basis der Weg zur Zielerreichung abgesteckt, damit alle Mitarbeiter in der Lage sind, auch im oftmals stressigen Tagesgeschäft auf dieses Ziel hinzuarbeiten.

Ist der Weg in die Cloud als zweiter Schritt zum digitalen Wandel zu verstehen?

Frank Michel: Der Server in der Cloud ist für mittelständische Handwerksbetriebe der ideale Weg, um Berührungsängste der Mitarbeiter gegenüber digitalen Technologien abzubauen. Wir beobachten immer wieder, dass sich daraus eine gewisse Eigendynamik entwickelt, die technischen Möglichkeiten auch in anderen Bereichen wie dem Service, bei der vorausschauenden Wartung oder auch bei der mobilen Zeiterfassung auszuschöpfen. Denn die Plattform bietet Unternehmen und Mitarbeitern die Möglichkeit, neue Produkte und deren Mehrwert ohne große Initialkosten im Tagesgeschäft auszuprobieren.

Laut einer Studie vom Bitkom und dem ZDH sehen 69 % der befragten Handwerksbetriebe die Digitalisierung als Chance für ihr eigenes Unternehmen. Welchen Nutzen bringt Cloud Computing dem Unternehmen aus Ihrer Sicht?

Stephan Teinert: Cloud Computing bietet dem Unternehmen vor allem ein hohes Maß an Flexibilität. Da die Leistung vollständig an dem individuellen Bedarf ausgerichtet und jederzeit skalierbar bleibt, reduzieren sich die Kosten für die Bereitstellung der IT-Infrastrukturen,  die in vielen Unternehmen heute unnötig hoch sind, auf ein Minimum. Die Lösung wächst fortan mit dem Unternehmen und seinen Anforderungen und kann viel schneller an Veränderungen innerhalb des Unternehmens angepasst werden. Die Umstellung auf Cloud Computing bedeutet daher für das Unternehmen vor allem, dass es sich vollständig auf die Qualität ihrer Kernprozesse konzentrieren kann.

Damit eine Cloud-Computing-Lösung erfolgreich umgesetzt werden kann, müssen Unternehmen einige Faktoren beachten. Welche wesentlichen Faktoren sind dies aus Ihrer Sicht?

Stephan Teinert: Die zentrale Frage ist zunächst, inwieweit sich die aktuellen Prozesse innerhalb einer Cloud-Computing-Lösung „ohne Verbiegen“ abbilden lassen. Branchenspezialisten wie die pds GmbH haben hier einen großen Vorteil, da sie bereits die wichtigsten Prozesse in ihrem bestehenden Standard abbilden können. Aufbauend auf der Zieldefinition lässt sich der Weg mit kleinen Meilensteinen „pflastern“, die gemeinsam und abteilungsübergreifend mit allen Mitarbeitern nacheinander realisiert werden.  Daraus resultiert eine immer besser werdende, standardisierte Ablauforganisation, die eine optimale Basis für die anschließende Automatisierung und Skalierung der entstandenen Lösung bietet. Denn aus Erfahrung wissen wir, dass die bedarfsgerechte Weiterentwicklung ohne diesen letzten Schritt im Tagesgeschäft nicht selten auf der Strecke bleibt.

Ähnliche Beiträge